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Beitrag vom 09.06.2008
Yitzhak Yedid - Oud Bass Piano Trio - Suite In Five Movements
Silvy Pommerenke
Der israelische Komponist und Pianist Yitzhak Yedid legt auf seiner aktuellen CD den Fokus auf die Verbindung von israelischen und arabischen Musikelementen.
Aufgenommen wurde das Album im israelischen Tel Aviv, das gleichsam ein Melting Point der verschiedensten Einflüsse und Kulturen ist. Yedid hat dies insbesondere auf "Suite In Five Movements" unterstrichen, indem er für sein Trio auch einen Oud-Musiker auswählte. Mit diesem klassischen arabischen Instrument, der Laute ähnlich, schlägt Yedid den Brückenschlag zwischen der östlichen und westlichen Welt, vermittelt zwischen dem arabischen und israelischen Leben und zieht eine Verbindung zwischen der Stille des kabbalistischen Gebetes und der Freude einer palästinensischen Braut ("The silent Prayer of the Kabbalist and the yoy of the Palestinian bride"). Scheinbare Gegensätze verbindet der 37-Jährige mit seinen Kompositionen, obgleich sie nicht für das schlichte Gehör gemacht sind. Die ausgefallenen Arrangements des israelischen Musikers sind explizit für das anspruchsvolle Ohr gedacht, auch wenn die einzelnen Titel so poetische Untertitel haben wie "Eternal Love" oder "The Good Angel". Dass es bisweilen schwierig – sowohl für den Künstler als auch für die HörerIn – werden kann, belegen die Titel "A Pianist`s Conflict" oder "What ails thee, Hagar? Fear Not".
Yitzhak Yedid, der 1971 als Sohn syrisch-jüdischer Einwanderer in Jerusalem geboren wurde, bringt durch seine eigenen Wurzeln eine Menge Konfliktpotential mit sich. Mit etwas Phantasie und Interpretationswillen kann man dies auch seinen Kompositionen anhören, die oftmals von Disharmonien und extremen Tempiwechseln begleitet sind. Dennoch – oder gerade deswegen – wird Yedid als "einer der kreativsten lebenden Komponisten" betrachtet.
Bereits mit seinem 2006er Album "Reflections Upon Six Images" bewies er seine Gabe des konkreten Umsetzens der Postmoderne, auch wenn er dabei auf die Oud verzichtete und dafür typischere Jazzinstrumente wie die Klarinette, Viola und den Bass verwandt. Das aktuelle Album wird also durch den zusätzlichen Einsatz der Oud den Fundamenten des Musikers stärker gerecht, indem es die Verbindung von arabischen und jüdischen Elementen par excellence darstellt.
Yitzhak Yedid wurde 1971 als Sohn syrisch-jüdischer Einwanderer in Jerusalem geboren. Seine musikalischen Studien betrieb er in Boston am New England Conservatory bei Ran Blake und Paul Bley. 1997 veröffentlichte er sein Debutalbum mit Paul Bley und 2003 seine erste CD beim Label Between the lines ("Myth of the Cave"). "Suite In Five Movements" ist sein viertes Album bei dem Kölner Label. Die Aufnahmen dazu fanden vor einem Jahr in Israel statt, und begleitet wurde Yedid von Mikhail Maroun an der Oud und von Ora Boasson Horev am Double Bass. Für seine meisterhaften Arrangements wurde Yitzhak Yedid der „Prime Minister Preis“ für Komponisten im Jahr 2006 verliehen, und im Jahr davor erhielt er beim internationalen "Oud Festival" in Jerusalem die Auszeichnung für die beste Komposition.
Yitzhak Yedid im Netz: www.yitzhakyedid.com
AVIVA-Tipp: Yitzhak Yedid schafft eine eigenwillige Komposition mit "Reflections Upon Six Images", indem er neben dem Klavier und Bass die für EuropäerInnen ungewohnt klingende Oud zum Einsatz kommen lässt. Das mündet in ein Klassik-Jazzkonglomerat, bestehend aus west-östlichen Einflüssen und der Verbindung aus Improvisationsjazz und durchstrukturierten Klanggebilden. Dies ist allerdings nur für das anspruchsvolle Gehör gedacht, denn ein gewisser musikalischer Verstand ist beim Hören Yedids unbedingt von Nöten!
Yitzhak Yedid
Reflections Upon Six Images
Label: Between the lines, VÖ: Februar 2008.